Zu „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ von Michael Spyra – Juliane E.

Michael Spyras Gedichtband „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ wurde im Dezember 2014 durch den Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht. Spyra wurde 1983 in Aschersleben geboren, lebt und arbeitet momentan jedoch in Leipzig (weitere Informationen sind in dem Band auf der letzten Seite zu finden). Er präsentiert sich witzig, aber auch ernst mit Gedichten wie „Der Coolidge Effekt“ (S. 23), oder auch „Das Berggedicht“ (S. 41). Den Inhalt einiger zuerst unschlüssiger Gedichte konnte man leicht verstehen, wenn man sich auf die Gedichte eingelassen und sich mit ihnen beschäftigt hat. Anfangs war der Titel des Bandes verwunderlich, da dieser nicht mit dem Inhalt übereinstimmt.

Der Gedichtband besteht aus 79 Seiten und ist gefüllt mit 48 Gedichten. Auf der Rückseite befindet sich noch ein weiteres Gedicht, welches im Band selbst nicht zu finden ist. Im Inhaltsverzeichnis (S. 79) sind die drei großen Themenbereiche zu finden, welche als Gliederung anzusehen sind und wie folgt lauten: „Beiträge zur Beziehungskunde“ (ab S. 5), „Ergänzungen zur Naturkunde“ (ab S. 33) und „Anmerkungen zur Sozialkunde“ (ab S. 51). Spyra verwendet viele verschiedene Formen von Gedichten, sodass Abwechslung im Band entsteht. Die Gedichte sind meist gereimt, jedoch wirken sie vielmehr wie Erzählungen, weshalb die Sprache sehr verständlich ist und die Gedichte relativ kurz sind.

Weiterhin möchte ich kurz ein von mir ausgewähltes Gedicht mit dem Titel „Das Berggedicht“ vorstellen. Hierbei berichtet das lyrische Ich von einem Berg, wobei dort nur Leute hinaufgehen, die auch wieder hinunter wollen. Der lyrische Sprecher spricht den Leser direkt an, dass es einem selbst alles nichts mehr angeht auf diesem Berg. Es handelt sich um ein kurzes Gedicht mit insgesamt sieben Versen. Außerdem sind keine Reime vorhanden, was untypisch für Spyra ist, aber zur Ruhe auf dem Berg passt. Der Trochäus verdeutlicht ebenfalls diese entspannte Stimmung. Die Unregelmäßigkeit des Metrums in den Versen zwei und drei führt mich zu einer Deutungshypothese: Man soll vor der Hektik des Lebens auf den Berg fliehen, was jedoch die meisten Leute nicht schaffen. Die Hypothese wird durch die formalen, aber auch durch die sprachlichen Mittel unterstützt. Das Enjambement in Vers sechs bis sieben spiegelt das wider, was man selbst denkt, nämlich, dass es einem selbst alles egal sein sollte. Die Wiederholung: „Auf so einem Berg“ (Vers 1,7) betont noch einmal, dass man den Aufenthalt genießen sollte. Dies lässt sich auch auf das reale Leben übertragen, für das der Bergaufstieg metaphorisch stehen könnte. Auffällig in dem Gedicht sind die Klammer durch den Anfangsbuchstaben „A“ bzw. die Präposition „auf“ (Vers 1, 7) und die Wiederholung des Buchstabens „D“ (Vers 2–6) am Anfang der Verse, welche die Ruhe auf dem Berg nochmals ausstrahlen. Die Hektik vieler Menschen wird durch die unterschiedlichen Satzenden betont. Für eine bessere Vorstellung und ein besseres Verständnis des Gedichts ist dieses im Folgenden abgebildet:

Das Berggedicht

Auf so einem Berg,
das ist schon eine gute Sache,
da kommen nur Leute hin,
die auch wieder runter wollen.
Du guckst so runter und denkst:
›Das geht mich alles gar nichts an
Auf so einem Berg.‹

Ich würde den Gedichtband „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ an all diejenigen empfehlen, die abwechslungsreiche, witzige, aber auch ernste Themen bevorzugen. Man sollte sich lediglich auf die Gedichte einlassen, um die tiefgründigen Inhalte zu verstehen. Die einfache Sprache hilft nochmals dabei Spyras Werke nachzuvollziehen. Die Verständlichkeit wird durch das Vorhandensein typischer Strukturen, wie z.B. Reime, unterstützt. Meiner Meinung nach ist es ein interessanter Band, dessen Inhalt zur weiteren Beschäftigung mit den Gedichten anregt, auch wenn die meisten nur kurz sind.