Zu „Plastiniertes Gelände“ von Tobias Falberg – Laura P.

„Plastiniertes Gelände“ – dies ist ein Gedichtband von dem Gegenwartslyriker Tobias Falberg, welcher 1976 in der Lutherstadt Wittenberg geboren wurde (weitere Infos zu dem Autor findet ihr auf der Seite 111). Sein Gedichtband erschien in dem Jahr 2012 und wurde durch den Verlag „Edition Art Science“ veröffentlicht. Dieser Verlag wurde 1998 gegründet und setzt sich für Autor/innen-bindung und -förderung ein (www.editionas.net). Mein erster Eindruck war anfangs etwas verwundert, da sich die Gedichte nicht reimen und die Inhalte beim einmaligen Lesen unverständlich rüberkamen. Jedoch werden einige Gedichte und ihre Inhalte schlüssiger, wenn man sich mehr damit beschäftig und sie mehrmals liest.

Der Gedichtband ist ein kleines, handliches Taschenbuch in einer schönen altrosa Farbe auf dem eine Malerei abgebildet ist. Es besteht aus 112 Seiten mit insgesamt 65 Gedichten, welche in folgende sechs Themen bzw. Kapiteln eingeteilt sind, die sich zudem auch in dem Inhaltsverzeichnis wiederfinden lassen, welches am Ende des Buches abgedruckt ist. 1) Die Konserve tröpfelt 2) Fiel ein feuriger Regen 3) Im Kettenhemd der Felder 4) Plastiniertes Gelände 5) Aus dem Wirbel der Düne 6) zügelnde Furchtkörper. Für seinen Schreibstil ist prägnant, dass er in keinem Gedicht ein Reimschema verwendet und auch viele Inversionen mit einbaut (weshalb es anfänglich unverständlich wirkt). Das Fehlen von Endreimen zähle ich zu einer Auffälligkeit in diesem Band. Weiterhin ist auffällig, dass alle Gedichte bis auf drei Ausnahmen relativ kurz gehalten sind, zu diesen Ausnahmen zählt das Gedicht „Grundrecht auf Aufteilung“ (S. 16–17).

Ich habe ein Gedicht aus dem Band ausgewählt, welches ich kurz vorstellen bzw. analysieren möchte. Dieses Gedicht trägt den Titel „Tetris“ von Tobias Falberg, in dem das Problem der Verschmutzung der Meere thematisiert wird. Es berichtet ein lyrischer Sprecher über die stetig wachsende Umweltverschmutzung im Ozean durch Müll und Plastik, welche im Wasser schwimmen, sinken und sich somit am Grund ansammeln. Da der ganze Abfall immer mehr wird, lässt sich das auch auf den Titel übertragen, da Tetris ein Computer- / Handyspiel ist, bei dem der Spieler versucht, verschiedene Blöcke übereinanderzustapeln. Daher wird „Tetris“ als Metapher für den Müll und die Verschmutzung verwendet, da dieser ununterbrochen wächst. Formal betrachtet besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, also drei Quartette mit insgesamt 12 Versen. Es liegt auch hier kein regelmäßiges Reimschema, sowie kein erkennbares Metrum vor. Aufgrund dieses nicht Vorhandenseins der Form und dadurch, dass Sätze mitten im Vers enden bzw. beginnen, wirkt das Gedicht eher wie eine Erzählung, um so den Schwerpunkt auf das Thema zu legen. Einige sprachliche Aspekte veranschaulichen zudem auch die Aussageabsicht des lyrischen Sprechers: Mit Akkumulationen (V. 1–3) zählt der lyrische Sprecher die Materialien, die die Meere verschmutzen, auf. Metaphern wie „Neuland im Ozean“ (V. 4) und „Plastikplanet“ (V. 9), wobei dies auch ein Neologismus ist, zeigen deutlich, dass der Müll unkontrolliert wächst und somit ein Land bzw. ein Planet aus Müll und Abfall entsteht. Kurz zusammengefasst soll das Gedicht das Problem der Wasserverschmutzung durch Müll und Plastik klar veranschaulichen und durch den Titel darauf aufmerksam machen. Im Folgenden findet ihr das von mir ausgewählte Gedicht „Tetris“ von Tobias Falberg.

Zähes Polypropen, kreisender Teppich aus
Kästen, Fässern und Schlauch, jeder Art Flaschen, gelb,
blau und rot auf den Wogen
wächst das Neuland im Ozean,

aufgetürmt durch den Schub steter Entsorgung. Müll
stapelt, drängt sich und sinkt, wenn er zermürbt ist, ab
in abyssische Tiefen,
setzt die Gräber und Gründe zu.

Stück für Stück sinken sie, Plastikplaneten, still
durch den schimmernden Krill, endlose Kälte, bis
schwarze Hitze sie einfängt,
einkocht: hydrothermaler Rauch.

Der Gedichtband ist ein interessanter Band mit einem schönen Cover und einem zum Überlegen anregenden Titel. Jedoch sind für mich viele der im Band abgebildeten Gedichte unverständlich und manche aufgrund der fehlenden Strukturen wie Reim, Metrum etc. schwer bzw. kompliziert zu lesen. Trotzdem würde ich den Band Interessenten für (Gegenwarts-)Lyrik weiterempfehlen, die sich gerne mit einigen schwer zu verstehenden Gedichten auseinandersetzen möchten, sich allgemein dafür interessieren und abwechslungsreiche Gedichte gerne lesen. Für mich persönlich ist es ein gelungener Band, aber wie schon genannt, mit schwer zu verstehenden Inhalten.