Buchbesprechung zu dem Gedichtband „an der schwelle zum harz“ von Thomas Rackwitz – Antonius H.

In der Zeit der digitalen Medien kommt das Lesen von Büchern oft zu kurz. Deswegen versucht man in der Schule noch, die Schüler zum Bücherlesen zu bringen. Dabei kann es auch vorkommen, dass die Schüler auch Gedichtbände in die Hand bekommen. Besonders Lyrik genießt in der heutigen Gesellschaft weniger Anerkennung. Auch die Anzahl der Gedichtautoren wird immer kleiner. Sie leben meistens an der Armutsgrenze. Deshalb ist Lyrik oft nur ein Hobby.

Thomas Rackwitz veröffentlichte seinen Gedichtband im Mitteldeutschen Verlag. Der Gedichtband „an der schwelle zum harz“ kam am 1. Juli 2014 auf den Markt. Thomas Rackwitz ist in Halle geboren und arbeitet als freiberuflicher Lektor, Übersetzer und Autor. Er lebt nun in Blankenburg. Er ist mehrfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Walter-Bauer-Stipendium der Städte Merseburg und Leuna. Der Ersteindruck des Gedichtbandes war der eines kurzen Buches mit unverständlichen Gedichten. Dies hat sich im Laufe der Zeit gelegt, da ich mich mit dem ein oder anderen Gedicht intensiver beschäftigt habe.

Der Gedichtband besteht aus 80 Seiten und beinhaltet eher klassische Gedichte und ein Prosa-Gedicht. Der Band ist in vier Zyklen eingeteilt. Der erste Zyklus heißt „in halle schläft ein hund“ (S.7) und ist ein langes Gedicht, das in viele Teile gegliedert ist, wogegen der zweite Zyklus „für S.“ (S.19) die Liebe thematisiert. Der dritte Zyklus „der abdruck der stille“ (33) thematisiert die Stille, die Nacht und die Ruhe. Der letzte Zyklus heißt „an der schwelle zum harz“ (S.41) und hat als Thema die Natur und auch die Heimat. Allgemein sind die Hauptthemen die Natur, die Heimat der Harz und die Ruhe. Der Autor nutze die Vermischung von Träumen und Erinnerungen in diesem Band als Motivation. Dabei kann ebenfalls das Unmögliche möglich werden. Besonderheiten des Gedichtbandes sind die Kleinschreibung aller Buchstaben, die reimlose Gedichtstruktur und der Baumstamm auf dem Cover, der die Natur schon zeigt. Dazu sind die Gedichte ohne Satzzeichen verfasst.

Thomas Rackwitz: auf dem brocken

morgens wenn die spiele der schmetterlinge
wieder an die kindheit erinnern vogel
züge die zerrissene luft in ihren
schnäbeln verbergen

sich das fell der luchse mit nebel vollsaugt
noch die alten grasnarben von den hirschen
aufgerissen werden und moos herunter
brennt an den bäumen –

in der spur des laubs sich verliert die auf dem
fluchtweg des vergangenen sommers endet
zittern hier die steine als schliefe tief im
innern ein vulkan

2014, an der schwelle zum harz, Mitteldeutscher Verlag

Das Gedicht „auf dem Brocken“ (S. 60) aus diesem Gedichtband thematisiert die Natur und die Heimat. Dabei geht es auf die Umgebung des Brockens am frühen Morgen ein. Ich deute das Gedicht als eine Kritik am Massentourismus. In der ersten Strophe werden Schmetterlinge und Vögel genannt, die durch Spielen die zerrüttete Luft verbergen (V. 1–4). Die zweite Strophe beinhaltet Moos, Nebel und Hirsche (V. 5–8). In der letzten Strophe findet das lyrische Ich, der Brocken zittere als wäre in ihm ein Vulkan (V. 9–12).

Formal gliedert sich das Gedicht in drei Strophen mit jeweils vier Versen. Reimschema und Metrum sind auch in diesem Gedicht unregelmäßig. Da auch dieses Gedicht ohne Satzzeichen verfasst wurde gibt es Zeilen- und Strophenenjambements. Eine Ausnahme ist ein Gedankenstrich, der zusätzliche eine Pause im Lesefluss zulässt (V. 8). Der lyrische Sprecher taucht in diesem Gedicht nicht als ein „ich“ auf.

Ein sprachliches Mittel ist der Vergleich in Vers 11. Er soll die Problematik des Massentourismus’ verdeutlichen und das Zittern dramatischer klingen lassen. Außerdem wird der Gedankengang des Gedichtes deutlich gestärkt. Zusätzlich gibt es noch einige Wortfelder, z.B. aus der Tierwelt. Dazu zählen Schmetterlinge (V. 1), Vögel (V. 2–3) und Hirsche (V. 6). Ein weiteres Wortfeld ist die Pflanzenwelt. Es gibt Moos (V. 7), Bäume (V. 8) und Gras (V. 6). Das dritte Wortfeld sind geologische Begriffe. In dem Gedicht werden ein Vulkan (V. 12) und Steine (V. 11) genannt.

Im Allgemeinen kann ich den Gedichtband weiterempfehlen, da er viele Gedichte mit wirkungsvollem Inhalt besitzt und diese sich um die Region des Harzes drehen. Trotzdem muss man sich für den Band Zeit nehmen und alle enthaltenen Gedichte auf sich Wirken lassen.