Zu André Schinkels „Parlando“ – Patrick N.

Moin Leude, herzlich Willkommen zu meinem Blog!

Heute habe ich mir mal wieder die Mühe gemacht, Euch einen Gedichtband vorzustellen. Es war gar nicht so leicht einen passenden zu finden, jedoch habe ich mich für den Gedichtband „PARLANDO“ entschieden, welcher 2012 von André Schinkel veröffentlicht wurde. Der Autor wurde 1972 in Eilenburg geboren. Er studierte in Halle Kunstgeschichte, Germanistik und Archäologie. André Schinkel arbeitet heutzutage in Halle als Autor, Lektor, Gutachter, Kritiker und Redakteur.
Als ich den Gedichtband zum ersten Mal in den Händen hielt und „hineinblätterte“, war ich zunächst von den Bildern und Essays verwirrt, da ich mir unter einem Gedichtband ein Buch mit ausschließlich Gedichten vorgestellt hatte. Zudem war ich von der puristischen und doch wertigen Qualität des Bandes sehr überrascht.

Das Buchcover ist schlicht aus schwarzer Kartonage und findet seine Erweiterung in zwei lilafarbenen Seiten, die die Texte einbetten. Vor dem Hintergrund, dass die Farbe Lila für Magie steht, schließe ich daraus, dass der Autor mit seinem Werk die Leser „verzaubern“ möchte.
Zudem sind vier Grafiken von Karl-Georg Hirsch enthalten. Er begleitet mit seinen Bildern drei Texte: „Im Pub“ (S. 20), „Versteckte Tiere“ (S. 42), „Mondgartenlied“ (S. 62). Besonders hervorzuheben ist die Grafik „Schonzeit“, welche anfangs direkt nach dem Cover gezeigt wird. Den ersten 50 Exemplaren dieses Bandes lag ein signierter Originalabzug dieses Holzstiches bei. Es wurden auch 15 römisch nummerierte Künstler-Exemplare hergestellt. Dem Buch ist zu entnehmen, dass die Auflage 500 Exemplare umfasst. Mein Exemplar trägt die Nummer „102“.
Der Gedichtband hat 94 Seiten und beinhaltet 44 Werke, welche sich aus Essays und Gedichten zusammensetzen. Die Gedichte sind nicht in Zyklen aufgeteilt und es herrschen lediglich inhaltliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Gedichten (z.B.: Asyl I-III). Inhaltlich kann man sagen, dass die Texte sehr vielseitig sind. Neben zahlreichen Liebesgedichten bin ich auch auf schwermütige Texte gestoßen. Außerdem findet man Texte, die einem Erfahrungsbericht des Autors entsprechen und in der Ich-Form verfasst sind. Hieraus resultieren auch die unterschiedlich verwendeten Schreibstile, welche von einfacher bis zu gehobener Sprache reichen.

Ich habe mir ein Gedicht für Euch genauer angeschaut. Aufgefallen ist mir auf der Seite 42 das Gedicht „Versteckte Tiere“, weil mich die dazugehörige Grafik neugierig gemacht hat.
Dieses Gedicht wurde wie sämtliche andere Gedichte von André Schinkel im Zeitraum von 1991 und 2011 verfasst und 2012 im Gedichtband „PARLANDO“ veröffentlicht.

Versteckte Tiere
Der Karpfen flieht im Flusse fort,
Taucht auf an einem andern Ort.

Der Vogel, deinem Blick enthoben,
Versteckt sich gern im Baume oben.

In Asien lebt das Moschustier,
Du siehst es nicht, kannst nichts dafür.

In Afrika der Sandfisch haust
Im Wüstensand wie fortgemaust.

Die Robbe türmt im Schollentakt
Am Nordpol, wo der Frost dich packt.

Leise das Chamäleon
Kommt im Tarnanzug davon.

Der Jaguar hält brav den Mund,
Erwartet dich im Urwaldschlund.

Der Tapir ist mit seiner Würze
Getarnt durch seine Tapirfürze.

Das Huhn, der Hund, der Elefant,
Die sind ganz einfach fortgerannt.

Das Gedicht handelt von den Verstecken verschiedener Tiere. Der lyrische Sprecher geht dabei meist auf das natürliche Verhalten der Tiere in ihren Lebensräumen ein (vgl. V. 1–2).
Das Gedicht besteht aus neun Strophen mit jeweils zwei Versen. Es wurden ein durchgängiger Paarreim und ein unregelmäßiges Metrum verwendet. Zudem weisen die Verse meistens die gleiche Länge auf. André Schinkel verwendet starke Enjambements in Vers 7, 9, 11 und 15 und schwache Enjambements in Vers 3 und 17. Die zahlreichen Enjambements und der durchgängige Paarreim erzielen fließende Übergänge.
Es wurde eine einfache Sprache mit nur wenigen sprachlichen Mitteln verwendet, um es für den Leser zugänglicher zu machen. Ein Beispiel wäre die Aufzählung „Das Huhn, der Hund, der Elefant“ in Vers 17. Jedoch sind zahlreiche Wortfelder in dem Gedicht zu finden. Das Wortfeld in Vers 9 und 10 besteht aus den Wörtern „Robbe“, „Schollentakt“, „Nordpol“ und „Frost“. Diese verschiedenen Substantive beschreiben die eisige Region, in welcher die Robbe lebt. Das Gegenspiel zu diesem Wortfeld stellt ein anderes in Vers 7 und 8 mit den Wörtern „Afrika“, „Sandfisch“ und „Wüstensand“ dar, welches die heiße Region der Erde aufzeigt. Allgemein lässt sich sagen, dass die verschiedenen Wortfelder die Lebensräume der unterschiedlichen Tiere darstellen. Zudem wirkt der Text durch einige Verse sehr humoristisch. Diese Wirkung wird durch Wörter wie „Tapirfürze“ (V. 16) und die letzte Strophe erzielt. Zudem wird somit das Geschehen im Gedicht aufgelockert und für den Leser unterhaltsamer gestaltet.

Wenn ihr Euch für dieses Buch entscheidet, solltet Ihr beachten, dass der Leser sich auf tiefgründige Texte einlassen muss. Es ist keine Textsammlung, die man sich „so nebenbei“ zu Gemüte führt, sondern sie bezieht anspruchsvoll den Leser in die Gedankenwelt des Autors ein. Solltest Du Dich für Lyrik auf diesem Niveau mit etwas Abwechslung interessieren, empfehle ich Dir diesen Gedichtband.

Euer Lyrik-Blogger Patrick!