Zu „Wie Alpen“ von Steffen Popp – Celine H.

Im Deutschunterricht der Klassenstufe 11 befassten wir uns bereits mit der Gegenwartslyrik. Hierzu bekamen wir nun die Aufgabe, uns mit einem selbstgewählten Gedichtband zu beschäftigen und diesen unter bestimmten Aspekten zu untersuchen. Für diese Aufgabe wählte ich den Band „Wie Alpen“ von Steffen Popp, welcher 2004 veröffentlicht wurde. Schon beim ersten Blick in den Band fiel mir die bildliche Sprache in den Gedichten auf, sowie ein häufig verwendetes Thema: das Meer.

Das Cover des Bandes ist monoton gestalten und bildet diverse Motive und Muster ab. Auch die transparenten Seiten innerhalb des Buches, verlangen einen genaueren Blick in das Werk. Der Gedichtband besteht aus 72 Seiten, auf denen sich 33 Gedichte befinden. Diese sind unterschiedlich lang, einige erstrecken sich über zwei Seiten oder sind in mehrere Teile aufgeteilt wie z.B. die zwei Teile von „Den Toten des Surrealismus“. Außerdem sind diese in vier Kapitel geteilt. Themen wie das Meer, die Welt, verschiedene Städte und Länder (z.B. “Gibraltar“) werden hier verwendet. Die meisten Gedichte enthalten eingerückte Verse, eine auffällig bildliche Sprache und viele Aufzählungen, welche viele Eindrücke vermitteln.

Um einen Eindruck von den enthaltenen Gedichten zu vermitteln, habe ich das Gedicht „Das Meer bewohnt mich, wie Licht eine Stadt“ genauer untersucht. Dabei könnte die Wirkung des Meeres im Gegensatz zu der Stadt beschrieben werden, wobei das lyrische Ich sich eher dem Meer verbunden fühlt. Vor allem wird dabei die Idylle des Meeres thematisiert und die Hektik der Stadt. In diesem Werk ist kein regelmäßiges Metrum oder Reimschema zu finden, jedoch einige Enjambements wie z.B. das Strophenenjambement (V. 2–3). Diese formalen Aspekte verleihen dem Werk eine gewisse Unregelmäßigkeit und geben den Eindruck von einem ablaufenden Gedankengang.

Außerdem sind auch klassische stilistische Mittel zu finden. Häufig vorkommende sind dabei Personifikationen, die die Lebendigkeit der Stadt unterstreichen. Außerdem werden Gegenständen und Gebäuden untypische Eigenschaften oder Fähigkeiten zugesagt, z.B. „Die offenen Balkone leuchteten“ (V. 1). Da hingegen wird die Fähre auf dem Meer als schlafend beschrieben (Vgl. V. 2), was die Ruhe des Meeres bei Nacht verdeutlicht. Lediglich die „Lichtketten“ (V. 7), was eine Metapher für die Lichter der Boote ist, sind unter den Brücken zu sehen. Zur gleichen Zeit bemerkt das lyrische Ich die Instrumente in den Tunneln (Vgl. V. 6), welche die Lautstärke der Fahrzeuge am Land symbolisieren. Durch diese bildliche Sprache werden die Gegensätze von dem Meer und der Stadt weiterhin verdeutlicht bzw. das Gegensatzpaar Ruhe und Hektik. Die Ruhe des Meeres wird noch einmal verdeutlicht, da das lyrische Ich sich allein (Vgl. V. 9) an dem Ort befindet und von dort aus das Meer wirken sehen kann (Vgl. V. 1–12). In der Ferne beobachtet es mehrere Frachtkräne, welche in der Dunkelheit den Kontinent zu begrenzen scheinen, wodurch die Endlichkeit und Unerreichbarkeit des Meeres verstärkt wird.

Zusammenfassend kann somit die Deutungshypothese vom Anfang bestätigt werden. Das lyrische Ich fühlt sich dem Meer verbunden, insbesondere dem nächtlichen Vorgang auf dem Ozean. Hauptsächlich hat das lyrische Ich dies auch, im Gegensatz zur Stadt, als ruhig und entspannend beschrieben. Im Zusammenhang mit dem Titel, kann also nun daraus geschlossen werden, dass das Meer eine Art Teil von dem lyrischen Ich ist, wodurch eine gewisse Verbundenheit entsteht.

Ich würde diesen Band weiterempfehlen, vor allem da die bildliche Sprache der Gedichte mich besonders angesprochen hat. Diese vermitteln Bilder zu jedem einzelnen Gedicht und lassen somit die Situationen realistischer wirken und erlauben, dass sich der Leser besser hineinversetzen kann. Obwohl die Werke zuerst schwerer verständlich wirken, da die sprachlichen und formalen Mittel komplex gestaltet sind, ist es mit einem genaueren Blick auf einzelne Werke möglich, diese nachzuvollziehen. Im Allgemeinen ist es außerdem auch einfach sich in dem Lyrikband zurechtzufinden, durch das Inhaltsverzeichnis und den einfachen formalen Aufbau des Inhalts.

Zum Schluss ist hier ein kleiner Ausschnitt aus dem Lyrikband „Wie Alpen“ abgebildet:

„Das Meer bewohnt mich, wie Licht eine Stadt“

Die offenen Balkone leuchteten, Inseln am Stadtring
die Luft lag herum, eine Fähre, vermutlich schlief sie

ich legte meinen Kopf in ihren Rumpf
fand eine Strömung, das Regime der Flüsse
unter den Brücken und in den Tunneln
die Instrumente
Lichtketten, die sich bewegten.

Am Hafen
war ich allein mit dem Wasser, das dort an Land geht
Frachtkräne schienten den Kontinent
an seinen Rändern, im Hintergrund wirkten
die Meere.