Archiv der Kategorie: Schulprojekt Buchbesprechung

In der Kategorie „Schulprojekt Buchbesprechung“ finden sich Rezensionen von Gedichtbänden, die von Schülerinnen und Schülern geschrieben wurden. Die Lernenden durften aus einer Bücherkiste den Gedichtband im Verlauf des Unterrichts frei wählen. Die Vervielfältigungs- und Verwertungstexte liegen weiterhin bei den Schülerinnen und Schülern.

Zu „oder wie heißt diese interplanetare Luft“ von Odile Kennel – Jasmin M.

Im Deutschunterricht der Klasse 11 beschäftigen wir uns gerade mit Lyrik und insbesondere mit der Gegenwartslyrik. Hierzu bekamen wir die Aufgabe, aus einigen Gedichtbänden einen Gedichtband herauszusuchen und diesen auf bestimmte Aspekte zu untersuchen.
Dabei stieß ich auf den Gedichtband „oder wie heißt diese interplanetare Luft“ von Odile Kennel. Hierbei fiel mir als Erstes auf, dass einige Gedichte auf Deutsch und Französisch geschrieben wurden, wodurch meine Verständnismöglichkeiten der Gedichte eingeschränkt wurden. Odile Kennel wurde 1967 in Bühl/Baden geboren und zweisprachig aufgewachsen. Der Gedichtband wurde 2013 veröffentlicht, besteht aus 113 Seiten mit insgesamt 60 Gedichten. Das Buchcover ist schlicht und einfach gestaltet. Die Gedichte sind in acht Themenbereiche aufgeteilt, wobei ein Themenbereich den Titel des Bandes noch einmal mit aufgreift. Auf den ersten Blick wirken die Titel der Kapitel wie zum Bespiel „die Flüchtigkeit des Steines“ verwirrend, da nicht die typischen Themen wie zum Bespiel Krieg oder Liebe behandelt werden.

Um euch einen näheren Überblick über eines der Gedichte zu geben, möchte ich euch einen Ausschnitt aus meiner Kurzanalyse des Gedichtes „& dann fing ich noch einmal mit der Zeile an“ vorstellen. Dieses Gedicht befindet sich auf der Seite 7 des Gedichtbandes. Darin beschreibt das lyrische Ich die Abhängigkeit von alltäglichen Dingen. Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit unterschiedlich langen Versen. Insgesamt hat das Gedicht 22 Verse. Es lässt sich kein Reimschema und kein einheitliches Metrum in dem Gedicht finden.

In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich eine Situation aus seinem Leben, in der sich nichts „Nennenswertes“ (V. 5) befindet und in der es keinen Namen für eine Sache findet. (Vgl. V. 5–6). Die zweite Strophe ist eine Beschreibung alltäglicher Dinge und die Abhängigkeit, die das lyrische Ich zu diesen Dingen empfindet. Die letzte Strophe des Gedichtes beschreibt den Schreibvorgang einer neunen Zeile und endet mit einem Vergleich (Vgl. V. 21, 22). In dem Gedicht sind auch einige stilistische Mittel zu finden wie zum Bespiel zu Beginn des Gedichtes der Ausruf „auf einmal“ (Z. V. 1), der für einen sofortigen Einstieg in das Gedicht sorgt. Es kommt oft zur Wiederholung des Wortes „kein“ (V. 5, 6), weshalb eine Art Sinnlosigkeit vermittelt wird und dass die Stelle aus dem Leben keine große Bedeutung einnimmt, wird durch die Wörter „Nennenswert“ und „kein Nennwert“ (Z. V. 5) deutlich gemacht…

Dies war ein kurzer Ausschnitt aus meiner Analyse des Gedichtes. Zudem befinden sich viele Inversionen in dem Gedicht, wodurch die Verständlichkeit eingeschränkt wird. Allgemein ist das Gedicht eher schwer verständlich, da es viele Verzweigungen gibt und der Sinn des Inhaltes nur schwer zu erkennen ist. Auch die anderen Gedichte des Bandes sind oftmals schwer zu verstehen und die Titel der Gedichte helfen einem nicht dabei, den Inhalt zu entschlüsseln. Ich würde den Gedichtband nicht weiterempfehlen, wenn ihr einfach zu verstehende Gedichte sucht, aber wenn ihr auf der Suche nach einer Herausforderung seid und gerne längere Zeit mit einem Gedicht verbringt, dann ist der Gedichtband genau das Richtige.

„& dann fing ist noch einmal mit der Zeile an“

auf einmal, da war ich
an dieser Stelle aus meinem Leben
heraus, an dieser Stelle war
wenn man genau hinsah, nichts
Nennenswertes, kein Nennwert, kein
Ding, kein Name für das Ding

Hätte ich geklopft, man hätte mich vielleicht
Hereingelassen. Ich brauche dieses blasse
Licht im März, sage ich, ich brauche es
am Samstagnachmittag das Klirren
der Glascontainer zu hören und dabei zu denken
dass ich an nichts denke, ich brauche es
dass ein Schuh nur ein Schuh ist
ein Kühlschrank ein Kühlschrank
und der Wecker da draußen
der jeden Tag um die gleiche Zeit piept
nur ein Wecker da draußen
der jeden Tag um die gleiche Zeit piept.

Diese neue Zeile, die ich beginne, endet
vielleicht nie, oder hebt ab
so wie ein Hund hinauslief, nur
weil die Tür offen steht.

Zu Bernd Lüttgerdings „Der rote Fuchs“ – Chiara B.

Die meisten Hühner sind seit Jahren
im KZ. Insekten schwinden.
Einen Fuchskadaver finden
wir am Wegrand, überfahren.

Der Fuchs frisst Müll, wird toll vor Wut.
Die Städte sind der neue Wald,
(mit erhöhtem Stickoxidgehalt).
Was man vom Laster lud,

Ist ein Breitbandherbizid.
Am Graben kniet der Wissenschaftler
und forscht, woran der Fuchs verschied.
(Ich sprach schon von dem Riss. – Auch hierhin klafft er.)

Im Deutschunterricht befassten wir uns mit der Thematik der Gegenwartslyrik. Hierbei wählten wir einen Gedichtband aus, welcher zu dieser Gattung gehört. Ich stieß also auf den Gedichtband „Der rote Fuchs“, der von Bernd Lüttgerding geschrieben und bei der „parasitenpresse“ im Februar 2019 verlegt wurde. Zunächst war ich aufgrund der Wortwahl in Lüttgerdings Gedichten etwas verdutzt, da diese eher ungewöhnlich ist. Viele Gedichte, die ich las, erinnerten mich zunächst an kriegsähnliche Zustände, welche ich mit Trauer, Angst, Zerstörung und Unheimlichkeit assoziierte. Ich vermutete von vornherein, dass der Autor mit diesem Band besonders auf die durch den Menschen zerstörte Welt hinweisen möchte, deren Flora und Fauna völlig ruiniert bzw. dem Ende nahe ist.

Der Gedichtband ist ein Taschenbuch, das aus 58 Seiten besteht und ein flammenähnliches Cover besitzt. Es existieren lediglich 100 Auflagen. Der Band thematisiert einen Fuchs, welcher in der kaputten Welt der Menschen lebt und beschreibt somit die Situation der Umwelt zur heutigen Zeit. Interessant und vor allem neu für mich waren die vereinzelten Illustrationen, welche zusätzlich ein sehr aussagekräftiges Bild in meinem Kopf erschufen, ebenso die sehr bildhafte Sprache Lüttgerdings. Zudem gibt es keine klassischen Titel für die einzelnen Gedichte. Diese tragen lediglich Nummerierung wie: „27.“ (siehe Seite 34), was dazu führt, dass der Leser den Eindruck gewinnt, dass der Mensch keine realistische Vorstellung bzw. keine starke Bindung zu der heutigen Umwelt hat.

Das Gedicht „27.“ von Lüttgerdings Band „Der rote Fuchs“ besteht aus drei Strophen mit je vier Versen. Die erste und zweite Strophe besitzen einen umarmenden Reim und die dritte Strophe einen Kreuzreim, was dazu führt, dass der Leser den Eindruck bekommt, dass die erste und zweite Strophe zusammengehören und die dritte Strophe vereinzelt gelesen werden kann und damit hervorgehoben wird. Den Jambus, der durch unterschiedliche Kadenzen, Hebungen und Auftakte variiert wird, findet man in jeder der drei Strophen (vgl. V. 2, 7, 9). Diese unterschiedlichen Varianten führen dazu, dass das Gedicht sehr unruhig auf den Leser wirkt. Dieser Effekt stellt das Thema der kaputten und teils chaotisch Welt sehr gut dar. Zudem lassen sich viele Enjambements finden (vgl. V. 1+2, 3+4, 6+7, 8+9), welche das Gedicht im Gegensatz zum Metrum eher flüssig erscheinen lassen. Dies könnte für das fortschreitende Elend stehen, das unsere Welt – von den Menschen ausgehend – ertragen muss. Der Titel, der lediglich aus einer Zahl besteht, zeigt dass der Mensch keine reelle Vorstellung von Flora und Fauna besitzt und somit eine anonyme Beziehung zwischen den Menschen und der Natur herrscht.

Lüttgerding verwendet in seinen Gedichten oft eingeklammerte Wortgruppen oder Phrasen, welche wie Kommentare des Autors wirken. Diese Kommentare zeigen die Missstände der modernen Welt nochmals deutlich auf und betonen, dass der Mensch diese gar nicht mehr wahrnimmt. Dazu kommen prägnante Formulierungen wie „KZ“ (V. 2) oder „Fuchskadaver“ (V. 3), die den Leser abschrecken und Ekel, Angst oder Trauer in ihm hervorrufen. Der Autor verwendet kaum sprachliche Mittel, da er das Gedicht nicht ausschmücken möchte und die negativen Aspekte klar darstellen will.

Ich persönlich kann den Gedichtband wirklich empfehlen, da er sich mit der ungesunden Beziehung zwischen Mensch und Tier beschäftigt, welche auch ich eher kritisch betrachte. Zudem finde ich es sehr spannend, wie er diese Missstände darstellt und mit welcher Wortwahl er dies tut. Auch erwähnenswert sind verschiedene farbige Illustrationen, welche das Interesse des Lesers zunehmend steigern. Lesern, die sich mit den Problemen der Umwelt auseinandersetzen, kann ich diesen Gedichtband nahelegen, da Lüttgerding die Umweltprobleme sehr gut durch schlagfertige Wortwahl in Kombination mit den genannten Illustrationen aufzeigt.

Zu „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ von Michael Spyra – Juliane E.

Michael Spyras Gedichtband „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ wurde im Dezember 2014 durch den Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht. Spyra wurde 1983 in Aschersleben geboren, lebt und arbeitet momentan jedoch in Leipzig (weitere Informationen sind in dem Band auf der letzten Seite zu finden). Er präsentiert sich witzig, aber auch ernst mit Gedichten wie „Der Coolidge Effekt“ (S. 23), oder auch „Das Berggedicht“ (S. 41). Den Inhalt einiger zuerst unschlüssiger Gedichte konnte man leicht verstehen, wenn man sich auf die Gedichte eingelassen und sich mit ihnen beschäftigt hat. Anfangs war der Titel des Bandes verwunderlich, da dieser nicht mit dem Inhalt übereinstimmt.

Der Gedichtband besteht aus 79 Seiten und ist gefüllt mit 48 Gedichten. Auf der Rückseite befindet sich noch ein weiteres Gedicht, welches im Band selbst nicht zu finden ist. Im Inhaltsverzeichnis (S. 79) sind die drei großen Themenbereiche zu finden, welche als Gliederung anzusehen sind und wie folgt lauten: „Beiträge zur Beziehungskunde“ (ab S. 5), „Ergänzungen zur Naturkunde“ (ab S. 33) und „Anmerkungen zur Sozialkunde“ (ab S. 51). Spyra verwendet viele verschiedene Formen von Gedichten, sodass Abwechslung im Band entsteht. Die Gedichte sind meist gereimt, jedoch wirken sie vielmehr wie Erzählungen, weshalb die Sprache sehr verständlich ist und die Gedichte relativ kurz sind.

Weiterhin möchte ich kurz ein von mir ausgewähltes Gedicht mit dem Titel „Das Berggedicht“ vorstellen. Hierbei berichtet das lyrische Ich von einem Berg, wobei dort nur Leute hinaufgehen, die auch wieder hinunter wollen. Der lyrische Sprecher spricht den Leser direkt an, dass es einem selbst alles nichts mehr angeht auf diesem Berg. Es handelt sich um ein kurzes Gedicht mit insgesamt sieben Versen. Außerdem sind keine Reime vorhanden, was untypisch für Spyra ist, aber zur Ruhe auf dem Berg passt. Der Trochäus verdeutlicht ebenfalls diese entspannte Stimmung. Die Unregelmäßigkeit des Metrums in den Versen zwei und drei führt mich zu einer Deutungshypothese: Man soll vor der Hektik des Lebens auf den Berg fliehen, was jedoch die meisten Leute nicht schaffen. Die Hypothese wird durch die formalen, aber auch durch die sprachlichen Mittel unterstützt. Das Enjambement in Vers sechs bis sieben spiegelt das wider, was man selbst denkt, nämlich, dass es einem selbst alles egal sein sollte. Die Wiederholung: „Auf so einem Berg“ (Vers 1,7) betont noch einmal, dass man den Aufenthalt genießen sollte. Dies lässt sich auch auf das reale Leben übertragen, für das der Bergaufstieg metaphorisch stehen könnte. Auffällig in dem Gedicht sind die Klammer durch den Anfangsbuchstaben „A“ bzw. die Präposition „auf“ (Vers 1, 7) und die Wiederholung des Buchstabens „D“ (Vers 2–6) am Anfang der Verse, welche die Ruhe auf dem Berg nochmals ausstrahlen. Die Hektik vieler Menschen wird durch die unterschiedlichen Satzenden betont. Für eine bessere Vorstellung und ein besseres Verständnis des Gedichts ist dieses im Folgenden abgebildet:

Das Berggedicht

Auf so einem Berg,
das ist schon eine gute Sache,
da kommen nur Leute hin,
die auch wieder runter wollen.
Du guckst so runter und denkst:
›Das geht mich alles gar nichts an
Auf so einem Berg.‹

Ich würde den Gedichtband „Auf die Äpfel hatte der Herbst geboxt“ an all diejenigen empfehlen, die abwechslungsreiche, witzige, aber auch ernste Themen bevorzugen. Man sollte sich lediglich auf die Gedichte einlassen, um die tiefgründigen Inhalte zu verstehen. Die einfache Sprache hilft nochmals dabei Spyras Werke nachzuvollziehen. Die Verständlichkeit wird durch das Vorhandensein typischer Strukturen, wie z.B. Reime, unterstützt. Meiner Meinung nach ist es ein interessanter Band, dessen Inhalt zur weiteren Beschäftigung mit den Gedichten anregt, auch wenn die meisten nur kurz sind.

Zu „Trotz aller feindlichen Nachricht“ von Roland Erb – Liza S.

Im Deutschunterricht haben wir uns mit dem Thema Gegenwartslyrik befasst und mussten uns hierzu einen Gedichtband auswählen, mit dem wir uns näher beschäftigen sollten. Hierzu wählte ich den Gedichtband „Trotz aller feindlichen Nachricht“ von Roland Erb. Der Band wurde erstmals 2014 von dem Verlag „Poetenladen“ publiziert. Enthalten sind 95 Gedichte, welche in den letzten 44 Jahren geschrieben wurden und sich über 128 Seiten erstrecken.

Mein Ersteindruck war Anfangs kritisch, da ich kein Mensch bin, der gerne Gedichte bzw. Gedichtbände liest. Etwas, was mich jedoch sofort angesprochen hat, war der Einband des Buches. Abgebildet ist ein Baum, der sich aus vielen Wörtern zusammenstellt. Der Baum ist schwarz und daher ein harter Kontrast zu dem weißen Hintergrund. Direkt aufgefallen sind mir auch die vielen verschiedenen Themen, die er mit seinen Gedichten aufgreift. Themen wie Religion, Krieg oder Rassismus.

Der Band besteht aus hochwertigem Papier und das Hardcover ist komplett in Orange gestaltet. Wie schon erwähnt, beinhaltet der Band 128 Seiten und 95 Gedichte, von denen jeweils eines auf einer separaten Seite steht. Er ist in sechs Kapitel unterteilt. Jedoch verstehe ich nicht, nach welchem Prinzip Erb die Gedichte den Kapiteln zugeordnet hat. Am Ende des Bandes ist ein Inhaltsverzeichnis, in welchem jedes Gedicht unter dem jeweiligen Kapitel aufgelistet ist. Innerhalb eines Kapitels gibt es mehrere Themenbereiche, die in den Gedichten vorkommen. Der Schreibstil von Erb ist nicht gleichbleibend. Manchmal benutzt er die Alltagssprache, wie in dem von mir gewählten Gedicht „Hauptbahnhof“ (S. 18), manchmal aber auch gehobenere Sprache, wie in dem Gedicht „Stoischer Titan“ (S. 115).

„Hauptbahnhof“
Drei Skinheads schlagen die Schwarzen,
drei Skinheads schlagen die Schwarzen,
drei Skinheads schlagen die Schwarzen
hier auf dem Querbahnsteig.
Zwölf Citoyens stehn im Halbkreis dabei,
erschrocken.
Da steh ich auch.

Ein Gedicht, welches ich äußerst interessant finde, ist das Werk „Hauptbahnhof“ (S. 18). In dem Gedicht geht es um das sehr aktuelle Thema Rassismus. Es ist ungefähr in den 1990ern entstanden. Es besteht aus einer Strophe mit sieben Versen. Die ersten drei Verse sind komplett gleich. Stilistische Mittel hat Erb so gut wie nicht verwendet und es ist auch kein Reimschema vorhanden. Durch den Vers 6, welcher nur aus einem Wort besteht, macht Erb deutlich, dass die Menschen immer noch schockiert sind, wenn sie Hassattacken gegen Ausländer sehen. Jedoch schauen alle nur zu und stehen tatlos da. Das lyrische Ich steht auch nur da und schaut zu, wie „Skinheads“ (vgl. V. 1-3) auf „Schwarze“ (vgl. V. 1-3) einprügeln.

Ich persönlich kann den Gedichtband „Trotz aller feindlichen Nachricht“ von Roland Erb weiterempfehlen, da er sich mit aktuellen Themen wie Rassismus etc. beschäftigt. Dass die Gedichte in dem Band meist gut verständlich geschrieben sind, finde ich auch sehr positiv. Auch aufgrund der Gestaltung des Einbandes kann ich den Gedichtband empfehlen. Wie schon oben genannt, ist dieser sehr ansprechend und weckt das Interesse.

Zu „Pontus“ von Daniela Danz – Robert S.

Daniela Danz, geb. 1976 in Eisenach, lebt in Halle, studierte Kunstgeschichte in Tübingen, Prag, Berlin, Halle. Sie arbeitet als Kunsthistorikerin an der Inventarisierung der Kunstgegenstände in den Kirchen Thüringens. Außerdem ist sie die Autorin des wundervollen Gedichtbands „Pontus“.

Erschienen im Jahr 2009 bringt „Pontus“ ein eher untypisches Thema mit sich, das Schwarze Meer und seine Geschichte. Man begibt sich auf die Reise in längst vergessene Tage: in die Antike.

Das lyrische Sprechen dieser Autorin greift weit aus in die Vergangenheit, zurück ins Archaische, Mythische und er führt in entfernte Weltgegenden, die doch merkwürdig nah liegen. Daniela Danz befragt die Bruchstellen: von Tradition und Moderne, von Europa und Orient, von Wasser und Land. Die Dinge, die sie auf ihren poetischen Reisen „findet“, rücken in ein verzaubertes Licht, sie werden zu phantastischen Orten neuer Erinnerungen. Der Band umfasst 73 Seiten und über 40 Gedichte. Interessant ist dabei die Einteilung der Gedichte in die Kapitel. Die insgesamt fünf Kapitel bilden einzelne Abschnitte der Reise. So baut der Band eine Geschichte auf, die im letzten Kapitel ihr Ende findet. Im fünften und letzten Zyklus „Ex ponto“ wagt sie schließlich die formal ungebrochene Annäherung an die Antike. Ein Gedicht vom letzten Abschnitt heißt „Scythen (Symbolon)“. Hier geht es – wie man am Titel unschwer erkennen kann – um die Scythen. Bei Wikipedia heißt es: „Als Skythen werden Reiternomadenvölker bezeichnet, die ab etwa dem 8./7. Jahrhundert v. Chr. die eurasischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres im heutigen Südrussland besiedelten„:

Scythen (Symbolon)

Herangedroschen kommen auf Pferden groß
die wissen welche Wut sie nach Westen treibt
das alles ist vorbei ihr seht da
nichts als die Bilder in Stein gehauen

in persischen Sandalen die Gürtel fest
und schwer bewaffnet doch sichtbar schwächer als
die Griechen die die Leiber nieder
trampeln ganz nackt nur mit goldnen Helmen

hört her die ihr die Kunst rein als Kunst genießt
auch ich war eine die jetzt im Stein ihr seht
auch ich war eine Skythentochter
schön und erfahren und grausam siegend

ihr hättet ganz Paris für mich leergekauft
wenn ihr an einer Bar mir begegnet wärt
doch niemals vorher denkt nur hätt ich
schneller als so eine Schlacht verloren

Das Gedicht hat 4 Strophen mit jeweils 4 Versen. Es gibt kein Reimschema und keine Satzzeichen wodurch sich das Gedicht wie eine Geschichte lesen lässt. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich das, was heute noch von der Antike übrig ist: eine alte griechische Bildhauerei von Scythen-Kriegern auf ihren Pferden. Diese Beschreibung setzt sich nun in der zweiten Strophe fort hier kommt die Beschreibung einer Schlacht zwischen Griechen und Scythen dazu. Die siegreichen Griechen werden als überlegen beschrieben. In der dritten Strophe begibt sich das lyrische Ich in die Rolle einer Skythentochter und somit noch tiefer in die antike Geschichte. Daran knüpft die vierte Strophe an. Sie bezieht sich aber auch zugleich auf die heutige Zeit. Das wird deutlich, da es das heutige Paris in der Antike noch nicht gab. Wie man die letzten beiden Zellen deuten möchte bleibt jedem selbst überlassen. Eine Interpretation könnte zum Beispiel sein, dass die Scythen heute noch schneller Schlachten verlieren würden, da sie gegen die modernen Waffen keine Chance hätten. Diese Formulierungen im Konjunktiv sind für die vierte Strophe besonders prägnant.

Wer mit Scythen, Griechen und der Antike nichts anfangen kann und nicht besonders an Geschichte interessiert ist, sollte den Band eher nicht kaufen. Im ganzen Band geht es um die Antike und es fallen auch viele Fachbegriffe. Tradition und Gegenwart, Mythos und Realität sind sich gegenübergestellt. Für Geschichte interessierte und Bewunderer der Antike ist der Gedichtband ideal geeignet. Mit etwas Vorwissen werden die meisten Gedichte zu einer schönen Geschichte. Auf die Reise durch dieses Buch kann man sich natürlich aber auch ohne Vorwissen begeben, die Gedichte sind entspannend und beruhigend, obwohl man sie nicht beim ersten Lesen ganz versteht. Wer das Schwarze Meer mit allen Mythen und antiken Sagen erkunden möchte ist hier goldrichtig. Wer noch eine Kostprobe braucht, kann sich mal unter https://www.lyrikline.org/de/gedichte/masada-12642 reinlesen; hier ist das Gedicht „Masada“ zu finden.

Zu „Kalendarium #4“ von Adrian Kasnitz – Marc P.

Gedichtbände geraten heutzutage in Vergessenheit, dabei erscheinen regelmäßig kreative Werke mit innovativen Gestaltungen. Der Gedichtband Kalendarium #4 von Adrian Kasnitz aus dem Jahr 2018 besitzt eine besondere Form, die auch auf den Titel zurückzuführen ist und er befasst sich mit alltäglichen Themen, der Natur und der Gesellschaft. Nach dem genaueren Lesen fiel mir vor allem auf, dass die Gedichte nur selten einen klassischen formalen Aufbau haben.

Der Gedichtband besteht aus 30 Gedichten, die jeweils eine Seite einnehmen, zusätzlich gibt es vier Seiten auf denen Bilder abgedruckt sind. Das Buch ist in einem kleinen Format gehalten. Das Cover ist sehr schlicht und die Gedichte sind auf klassischem Papier gedruckt. Ein besonderes Gestaltungsmerkmal ist die Gliederung des Bandes. Es gibt für jeden Tag des Monats April ein Gedicht, d. h. die Texte sind vom 1. 4. bis 30. 4. durchnummeriert. Die Gedichte haben nur selten einen klassischen formalen Aufbau. Häufig bestehen sie nur aus einer Strophe und besitzen kein Reimschema. Thematisiert werden vor allem alltägliche Inhalte. Es wird über Liebe, einen ganz normalen Abend oder die Arbeit geschrieben.

Hierzu folgt nun eine Kurzanalyse zu „Die See“ (27. 04.). Der Text befasst sich mit der Stärke und Überlegenheit des Meeres gegenüber der Tierwelt. Beim Lesen fiel mir vor allem auf, dass das Meer immer mächtiger wird.

Formal besteht das Gedicht aus einer Strophe mit zehn Versen. Ein Reimschema ist nicht vorhanden. Zu Beginn wird das Meer als wachsend beschrieben. Der im Gedicht benannte Körper wird zum Spielball des Meeres und hat immer weniger Chancen mitzuhalten. Zu Ende wird die Hingabe zum Meer thematisiert in dem Atlantis als Ort zum Abtauchen genannt wird. Sprachlich gesehen fällt zunächst ein Wortfeld auf, bei dem alle Wörter mit dem Meer assoziiert werden, wie „Barschen“ (V. 4), „Strand“ (V. 5), „Atlantis“ (V. 10). Der erste Vers beginnt mit einer Wiederholung, welche das Wort „zunehmen“ wiederholt. Es verdeutlicht den Aspekt des Wachstums. Eine weitere Wiederholung ist in Vers 5 und 6 zu finden. Hier ist es wieder das Wort „zunehmen“, welches wiederholt wird und somit das Wachstum nochmals unterstreicht. In Vers 8 befindet sich die Alliteration „algige Alpen“. Sie beschreibt das Meer genauer und setzt es mit Bergen gleich, was dem Meer eine gewisse Größe verleiht. „Schuppiger Schwanz“ (V. 9) ist eine weitere Alliteration, die eine Verbindung zum Meer herstellt, da Schuppen an Fische erinnern.

Nun folgt ein Auszug aus dem erläuterten Gedicht „Die See“ (27. 04.):
Zunimmt der Mond, zunimmt die Welle
die wächst und zieht, dein leichter Körper
auf offenem Meer, Spielball und Ping Pong
die fischfahlen Brüste, die Barschen gefallen
fern am Strand, zunimmt die Strömung
zunimmt die Schwäche, müde halb Tier sein
im türmenden Meer, schwellender Berg
algige Alpen, schimmernd vor Lust
dein schuppiger Schwanz, schließ deinen Mund
tauche hinab, Zielort Atlantis

Der Gedichtband Kalendarium #4 hat mich persönlich positiv überrascht. Gerade die Gliederung in Monatsform hat mich sehr angesprochen, da es ein Aufbau ist, der mir bisher noch nicht geläufig war. Ich empfehle den Gedichtband Lyrikinteressierten, die gerne täglich ein neues Gedicht lesen möchten und vor allem an Gegenwartsliteratur interessiert sind.

Buchbesprechung zu dem Gedichtband „an der schwelle zum harz“ von Thomas Rackwitz – Antonius H.

In der Zeit der digitalen Medien kommt das Lesen von Büchern oft zu kurz. Deswegen versucht man in der Schule noch, die Schüler zum Bücherlesen zu bringen. Dabei kann es auch vorkommen, dass die Schüler auch Gedichtbände in die Hand bekommen. Besonders Lyrik genießt in der heutigen Gesellschaft weniger Anerkennung. Auch die Anzahl der Gedichtautoren wird immer kleiner. Sie leben meistens an der Armutsgrenze. Deshalb ist Lyrik oft nur ein Hobby.

Thomas Rackwitz veröffentlichte seinen Gedichtband im Mitteldeutschen Verlag. Der Gedichtband „an der schwelle zum harz“ kam am 1. Juli 2014 auf den Markt. Thomas Rackwitz ist in Halle geboren und arbeitet als freiberuflicher Lektor, Übersetzer und Autor. Er lebt nun in Blankenburg. Er ist mehrfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Walter-Bauer-Stipendium der Städte Merseburg und Leuna. Der Ersteindruck des Gedichtbandes war der eines kurzen Buches mit unverständlichen Gedichten. Dies hat sich im Laufe der Zeit gelegt, da ich mich mit dem ein oder anderen Gedicht intensiver beschäftigt habe.

Der Gedichtband besteht aus 80 Seiten und beinhaltet eher klassische Gedichte und ein Prosa-Gedicht. Der Band ist in vier Zyklen eingeteilt. Der erste Zyklus heißt „in halle schläft ein hund“ (S.7) und ist ein langes Gedicht, das in viele Teile gegliedert ist, wogegen der zweite Zyklus „für S.“ (S.19) die Liebe thematisiert. Der dritte Zyklus „der abdruck der stille“ (33) thematisiert die Stille, die Nacht und die Ruhe. Der letzte Zyklus heißt „an der schwelle zum harz“ (S.41) und hat als Thema die Natur und auch die Heimat. Allgemein sind die Hauptthemen die Natur, die Heimat der Harz und die Ruhe. Der Autor nutze die Vermischung von Träumen und Erinnerungen in diesem Band als Motivation. Dabei kann ebenfalls das Unmögliche möglich werden. Besonderheiten des Gedichtbandes sind die Kleinschreibung aller Buchstaben, die reimlose Gedichtstruktur und der Baumstamm auf dem Cover, der die Natur schon zeigt. Dazu sind die Gedichte ohne Satzzeichen verfasst.

Thomas Rackwitz: auf dem brocken

morgens wenn die spiele der schmetterlinge
wieder an die kindheit erinnern vogel
züge die zerrissene luft in ihren
schnäbeln verbergen

sich das fell der luchse mit nebel vollsaugt
noch die alten grasnarben von den hirschen
aufgerissen werden und moos herunter
brennt an den bäumen –

in der spur des laubs sich verliert die auf dem
fluchtweg des vergangenen sommers endet
zittern hier die steine als schliefe tief im
innern ein vulkan

2014, an der schwelle zum harz, Mitteldeutscher Verlag

Das Gedicht „auf dem Brocken“ (S. 60) aus diesem Gedichtband thematisiert die Natur und die Heimat. Dabei geht es auf die Umgebung des Brockens am frühen Morgen ein. Ich deute das Gedicht als eine Kritik am Massentourismus. In der ersten Strophe werden Schmetterlinge und Vögel genannt, die durch Spielen die zerrüttete Luft verbergen (V. 1–4). Die zweite Strophe beinhaltet Moos, Nebel und Hirsche (V. 5–8). In der letzten Strophe findet das lyrische Ich, der Brocken zittere als wäre in ihm ein Vulkan (V. 9–12).

Formal gliedert sich das Gedicht in drei Strophen mit jeweils vier Versen. Reimschema und Metrum sind auch in diesem Gedicht unregelmäßig. Da auch dieses Gedicht ohne Satzzeichen verfasst wurde gibt es Zeilen- und Strophenenjambements. Eine Ausnahme ist ein Gedankenstrich, der zusätzliche eine Pause im Lesefluss zulässt (V. 8). Der lyrische Sprecher taucht in diesem Gedicht nicht als ein „ich“ auf.

Ein sprachliches Mittel ist der Vergleich in Vers 11. Er soll die Problematik des Massentourismus’ verdeutlichen und das Zittern dramatischer klingen lassen. Außerdem wird der Gedankengang des Gedichtes deutlich gestärkt. Zusätzlich gibt es noch einige Wortfelder, z.B. aus der Tierwelt. Dazu zählen Schmetterlinge (V. 1), Vögel (V. 2–3) und Hirsche (V. 6). Ein weiteres Wortfeld ist die Pflanzenwelt. Es gibt Moos (V. 7), Bäume (V. 8) und Gras (V. 6). Das dritte Wortfeld sind geologische Begriffe. In dem Gedicht werden ein Vulkan (V. 12) und Steine (V. 11) genannt.

Im Allgemeinen kann ich den Gedichtband weiterempfehlen, da er viele Gedichte mit wirkungsvollem Inhalt besitzt und diese sich um die Region des Harzes drehen. Trotzdem muss man sich für den Band Zeit nehmen und alle enthaltenen Gedichte auf sich Wirken lassen.

Zum „Mitlesebuch“ von Lea Menges – Lisa K.

In dem Gedichtband „Mitlese Buch 142“, welcher vom Aphaia Verlag im April 2017 veröffentlicht wurde, beschreibt die Autorin Lea Menges nach meinem ersten Eindruck das Thema Liebe. Dieses spiegelt sich in dem Inhaltsverzeichnis wider. Zudem irritiert mich auf den ersten Eindruck, dass jede Seite anders angeordnet ist.

Das Buchcover ist relativ schlicht gestaltet und soll vielleicht schon durch seine rosa Farbe einen Bezug zum Thema Liebe herstellen. Der Gedichtband hat 58 Seiten mit insgesamt 45 Gedichten. Diese sind in keine Zyklen unterteilt. Wie ein grundlegendes Thema zieht sich die Liebe durch den Band (z.B. „Herzensmensch“ (S. 10) oder „ich liebe dich um anzufangen“ (S. 44)). Außerdem zeigt sich, dass die Gliederung und einzelne Seiten bunt eingerichtet und diese sehr schlicht auf glattem Papier gehalten sind.

Lea Menges verwendet auf ihrem Einband Gedichtzeilen und in dem Band eine metaphorische Sprache. So möchte die Autorin in dem Gedicht „Lyrisches Du“ die unerwiderte Liebe und das, was diese mit uns anstellt, betonen. In dem Gedicht beschreibt das lyrische Ich die Liebe zu jemanden, der ihr anscheinend hilft (Vgl. V. 16–17), zugleich aber auch einen Gegensatz darstellt (Vgl. V. 22–23). Dieser jemand scheint diese Liebe jedoch nicht zu erwidern, weshalb sie nur von ihm träumen und an ihn denken kann (Vgl. V. 10–11).

Dieses zersplitterte Verhältnis wird auch durch den formalen Aufbau vermittelt. Dabei ist das Gedicht in acht Strophen mit je zwei Versen eingeteilt. Der gleichmäßige Trochäus wird durch unterschiedliche Hebungen und verschiedene Kadenzen unterbrochen. Hinweise auf die Ungleichheiten der beiden werden durch verschiedene Hebungen und Kadenzen aufgezeigt. Sprachlich fällt auf, dass die Autorin keine Satzzeichen verwendet, welches darauf zurückzuführen ist, dass die Autorin auf das genaue Lesen und „den Sinn zwischen den Zeilen“ hinweisen möchte. Andererseits zeigt es, dass die Liebe kein Ende findet und zudem, dass das lyrische Ich in Gedanken versunken ist und nur noch an den Geliebten denken kann. Dieses wird durch die Vergegenständlichung „und kann auch nicht mehr weiter als bis zu dir denken“ (V. 4–5) nochmals betont. Die Verfasserin Lea Menges verwendet einige Wortfelder zum Thema „Du“ z.B. „lyrisches Du“ (V. 23), „dir“ (V. 5), „wir“ (V. 14), „Dich“ (V. 2). Sie greift das Thema „versunken sein“ z.B. durch „denken“ (V. 5), „schreiben“ (V. 10), „träumen“ (V. 11) auf.

Im Anschluss werde ich nun das untersuchte Gedicht anfügen:

ich will nicht in einem „vielleicht lieber
morgen“ sein, erst recht nicht ohne dich

und kann auch nicht mehr
weiter als bis zu dir denken

so Gedanken, die nicht klar sind,
sondern rosa Wahrheitswolken

schreiben allerdings kann
ich (von) dir – und träumen

letzte Nacht von einem möglichen
„wir“, unsren verschränkten Fingern

du forderst mich aus mir heraus,
da du auf mich zu- und eingehst

es berühren sich in dir
mein Innen und Außen

du bist mein
lyrisches Du

Schlussendlich lässt sich sagen, dass sich – meiner Meinung nach – der Gedichtband leicht lesen lässt und auch stimmige Bezüge zu dem Thema herstellt. Ich persönlich würde diesen Gedichtband weiterempfehlen, da er sich gut lesen lässt und Themen betrifft, die viele persönlich kennen.

Zu „flugschau“ von Achim Wagner – Mathis J.

Blog Beitrag: Achim Wagner – flugschau

Der Gedichtband „flugschau“ von Achim Wagner wurde am 1.4.2011 zum ersten Mal veröffentlicht. Der Titel lässt auf ein durch die Luftfahrt bestimmtes Thema schließen, was auch durch die Titel der Gedichte untermauert wird. Bei einem zweiten Blick auf die Gedichte stellt man aber fest, dass diese keine dieser Vermutungen erfüllen, z.B. im Gedicht „der kunstflug“ auf S. 13:

„verstellte bügelfalten
lisa versucht sich
umzuziehen“ (…).

Das verwirrte mich und enttäuschte mich auch etwas, da ich den Band auch nach dem Titel ausgesucht habe.

Der Gedichtband besteht aus 67 Seiten mit 51 Gedichten, welche in der Regel strophenlos sind, teilweise mit eingerückten Versen. Der Einband ist mit vielen Flugzeugen ausgestaltet, außerdem fällt eine rote gestrichelte Linie quer über den Einband auf. Die Gedichte thematisieren größtenteils, im Gegensatz zu den Titeln, alltägliche Probleme oder Tätigkeiten. Der gesamte Gedichtband kommt ohne Groß- und Kleinschreibung aus, da alle Gedichte und Titel kleingeschrieben sind. Eines dieser Gedichte werde ich nun kurz analysieren.

Das Gedicht „gegen den wind starten“ von Achim Wagner erschien 2011 im Gedichtband „flugschau“ und handelt von einer Person namens Valerie.
Der formale Aufbau umfasst eine „einzelne Strophe“ mit vier Versen, ohne Reimschema und ohne andere Reime. In der geschilderten Situation schläft die Person Valerie mit nassen Haaren auf einer Couch und baut später einen Stuhl. In den Versen zwei und drei findet sich eine Anapher. In Vers drei gibt es eine Alliteration (vgl. V. 3: „sie sich selbst“).

Die Interpretation gestaltet sich schwierig, da der Titel und das Gedicht selbst nicht zusammenpassen und Verse teilweise nicht zusammenzuhängen scheinen.

gegen den wind starten / partir face au vent

valerie schläft mit nassen haaren auf der couch
manchmal versteckt sie sich in zusammenhängen
manchmal vertuscht sie sich selbst
nachher zimmert sie einen stuhl

Der Band wartet nicht mit dem auf, was der Titel eigentlich vermuten lässt, da wie in dem abgebildeten Gedicht der Titel auf eine fliegerische Thematik schließen lässt, wobei das Gedicht selbst eine Person namens Valerie beschreibt. Das kann sehr verwirrend wirken, fordert aber auch auf, sich mit den Gedichten näher zu befassen. Daher ist er, meiner Meinung nach, auch nur etwas für jemanden, der sich schon mal ernsthaft mit Gedichten befasst hat.